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thomasevangelium [2015/08/09 21:49]
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thomasevangelium [2016/02/07 09:16]
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 [{{ :​wiki:​religionen:​thomasevangelium.png?​200|Das Thomasevangelium}}]Das Thomas Evangelium ist eine [[Apokryphen|apokryphische]] Schrift. Das bedeutet dass es genau so alt, authentisch und historisch wie der Rest der Bibel ist, aber von der katholischen Kirche (aus welchen Gründen auch immer) nicht in die standardisierten Ausgaben der Bibel aufgenommen wurde.  ​ [{{ :​wiki:​religionen:​thomasevangelium.png?​200|Das Thomasevangelium}}]Das Thomas Evangelium ist eine [[Apokryphen|apokryphische]] Schrift. Das bedeutet dass es genau so alt, authentisch und historisch wie der Rest der Bibel ist, aber von der katholischen Kirche (aus welchen Gründen auch immer) nicht in die standardisierten Ausgaben der Bibel aufgenommen wurde.  ​
  
-Das '''​Thomasevangelium'''​ ist eine unverbundene Sammlung von Jesusworten,​ kurzen Szenen, die in einem Jesuswort gipfeln und Dialogen. Es gibt keinen äußeren Rahmen, keine fortlaufende Erzählung und keine Passionsgeschichte. Von der Gattung her ist es daher kein [[Evangelium]] sondern eine Spruchsammlung. Das Thomasevangelium ​ sollte nicht mit dem Kindheitsevangelium nach Thomas verwechselt werden. Das Thomasevangelium wurde von keiner Kirche in den [[Kanon]] aufgenommen+Das '''​Thomasevangelium'''​ ist eine unverbundene Sammlung von Jesusworten,​ kurzen Szenen, die in einem Jesuswort gipfeln und Dialogen. Es gibt keinen äußeren Rahmen, keine fortlaufende Erzählung und keine Passionsgeschichte. Von der Gattung her ist es daher kein Evangelium sondern eine Spruchsammlung. Das Thomasevangelium ​ sollte nicht mit dem Kindheitsevangelium nach Thomas verwechselt werden. Das Thomasevangelium wurde von keiner Kirche in den Kanon aufgenommen
  
-Es handelt sich dabei um eine sogenannte pseudepigraphe Schrift aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Sie stammt laut [[Prolog]] aus der Feder eines Didymos ("​Zwilling"​) Judas Thomas. Das Wort "​pseudepigraph"​ bedeutet, dass der Autor diesen Namen nur vorgegeben hat, um seiner Schrift eine größere Akzeptanz zu verleihen.+Es handelt sich dabei um eine sogenannte pseudepigraphe Schrift aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Sie stammt laut Prolog aus der Feder eines Didymos ("​Zwilling"​) Judas Thomas. Das Wort "​pseudepigraph"​ bedeutet, dass der Autor diesen Namen nur vorgegeben hat, um seiner Schrift eine größere Akzeptanz zu verleihen.
  
 ==Verfasser,​ Datierung und Ort der Entstehung== ==Verfasser,​ Datierung und Ort der Entstehung==
  
 ===Verfasser=== ===Verfasser===
-Laut Prolog ist die Sammlung von Didymus Judas Thomas verfasst (wobei Didymus das griechische und Thomas das aramäische Wort für ''​Zwilling''​ ist). Über diesen Didymus Judas Thomas ist nichts bekannt. Im Neuen Testament kommt ein Thomas Didymus in [[Evangelium nach Johannes|Johannes]] 21,2 vor, in einer syrischen Handschrift auch in [[Evangelium nach Johannes|Johannes]] 14,22 ein Judas Thomas. Außerhalb des Neuen Testaments findet sich ein Judas Thomas in den [[apokryphen]] ​[[Thomasakten]] aus dem 3. Jahrhundert. Andererseits gibt es im Neuen Testament fünf Männer namens Judas, es ist jedoch nicht bekannt, ob einer von ihnen den Beinamen Didymus oder Thomas hatte. Kyrill bezeichnet den Verfasser nicht als einen Apostel, sondern als einen Schüler des [[Manichäismus|Mani]], der ebenfalls Thomas hieß.+Laut Prolog ist die Sammlung von Didymus Judas Thomas verfasst (wobei Didymus das griechische und Thomas das aramäische Wort für ''​Zwilling''​ ist). Über diesen Didymus Judas Thomas ist nichts bekannt. Im Neuen Testament kommt ein Thomas Didymus in [[Evangelium nach Johannes|Johannes]] 21,2 vor, in einer syrischen Handschrift auch in [[Evangelium nach Johannes|Johannes]] 14,22 ein Judas Thomas. Außerhalb des Neuen Testaments findet sich ein Judas Thomas in den [[apokryphen]] Thomasakten aus dem 3. Jahrhundert. Andererseits gibt es im Neuen Testament fünf Männer namens Judas, es ist jedoch nicht bekannt, ob einer von ihnen den Beinamen Didymus oder Thomas hatte. Kyrill bezeichnet den Verfasser nicht als einen Apostel, sondern als einen Schüler des Mani, der ebenfalls Thomas hieß.
  
 Die Mehrheit von Autoren datiert es auf 150-180, einzelne Autoren gehen von einer Entstehung im 1. Jahrhundert aus. Die Mehrheit von Autoren datiert es auf 150-180, einzelne Autoren gehen von einer Entstehung im 1. Jahrhundert aus.
  
-An historischen nachweisbaren Anhaltspunkten für eine Datierung gibt es nur ein griechisches Fragment, das auf ca. 200 datiert wird und eine Erwähnung bei [[Hippolyt von Rom|Hippolytus]] in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts.+An historischen nachweisbaren Anhaltspunkten für eine Datierung gibt es nur ein griechisches Fragment, das auf ca. 200 datiert wird und eine Erwähnung bei Hippolytus in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts.
  
 ===Ort der Entstehung=== ===Ort der Entstehung===
-Man nimmt heute allgemein an, dass das Thomasevangelium ​ in [[Syrien]] entstanden ist. Eine genauere Bestimmung des Ortes der Entstehung ist nicht möglicht, auch wenn die uns überkommenen Textzeugen aus Ägypten stammen und darüber hinaus einige Parallelen zu dem [[Ägypterevangelium]] nachweisbar sind. Diese Parallelen dürfen aber nicht überbewertet werden, da es sich zum Teil wohl um Wandersprüche handelt (z.B. Log. 22 und 37). +Man nimmt heute allgemein an, dass das Thomasevangelium ​ in Syrien entstanden ist. Eine genauere Bestimmung des Ortes der Entstehung ist nicht möglicht, auch wenn die uns überkommenen Textzeugen aus Ägypten stammen und darüber hinaus einige Parallelen zu dem Ägypterevangelium nachweisbar sind. Diese Parallelen dürfen aber nicht überbewertet werden, da es sich zum Teil wohl um Wandersprüche handelt (z.B. Log. 22 und 37). 
  
 Laut Trobisch erfolgte die  Zusammenstellung (Trobisch) im römischen Reich im Raum Ephesus, Smyrna; der Thomastext könnte im syrischen Edessa zu einer Zeit aufgeschrieben worden sein, als diese Stadt außerhalb des römischen Reiches lag (vor 216, wahrscheinlich vor 62 nChr.). ​ Für Edessa spricht, daß dort der Apostel Thomas so hoch verehrt war, daß die Stadt nach der Legende seine Gebeine etwa im dritten Jahrhundert aus Südindien nach dort verlegen ließ.  ​ Laut Trobisch erfolgte die  Zusammenstellung (Trobisch) im römischen Reich im Raum Ephesus, Smyrna; der Thomastext könnte im syrischen Edessa zu einer Zeit aufgeschrieben worden sein, als diese Stadt außerhalb des römischen Reiches lag (vor 216, wahrscheinlich vor 62 nChr.). ​ Für Edessa spricht, daß dort der Apostel Thomas so hoch verehrt war, daß die Stadt nach der Legende seine Gebeine etwa im dritten Jahrhundert aus Südindien nach dort verlegen ließ.  ​
  
-Die Herkunft des Thomasevangeliums aus [[Syrien]] lässt sich aus manchen Indizien erschließen. Zunächst ist auf die Aussage des [[Prolog (Literatur)|Prologs]] zu verweisen, wonach Didymus Judas Thomas der Verfasser oder Redaktor dieses Evangeliums sein soll. Diese auffällige Namensform begegnet uns auch in den Thomasakten und in anderen in Syrien beheimateten Werken. Nicht nur durch diese Namensform, sondern auch durch den Rang, der dem Thomas zugewiesen wird (vgl. Log. 13), wird der syrische Hintergrund dieses Textes deutlich. Weitere Parallelen, die vor allem A. Baker und G. Quispel herausgearbeitet haben, bestätigen das. In Bildern und Gleichnissen,​ in denen von der Rückkehr in den Urzustand und von der Aufhebung des Zustandes des Gespaltenseins und der Trennungen die Rede ist, wird der syrische Mutterboden ebenso deutlich wie in der Rolle, die den "​Kleinen"​ zugewiesen wird (Log. 46). Auch Parallelen zu dem Liber Graduum seien erwähnt. Die in diesem Zusammenhang sich stellende Frage nach dem Verhältnis des Thomasevangeliums zu dem +Die Herkunft des Thomasevangeliums aus [[Syrien]] lässt sich aus manchen Indizien erschließen. Zunächst ist auf die Aussage des Prologs zu verweisen, wonach Didymus Judas Thomas der Verfasser oder Redaktor dieses Evangeliums sein soll. Diese auffällige Namensform begegnet uns auch in den Thomasakten und in anderen in Syrien beheimateten Werken. Nicht nur durch diese Namensform, sondern auch durch den Rang, der dem Thomas zugewiesen wird (vgl. Log. 13), wird der syrische Hintergrund dieses Textes deutlich. Weitere Parallelen, die vor allem A. Baker und G. Quispel herausgearbeitet haben, bestätigen das. In Bildern und Gleichnissen,​ in denen von der Rückkehr in den Urzustand und von der Aufhebung des Zustandes des Gespaltenseins und der Trennungen die Rede ist, wird der syrische Mutterboden ebenso deutlich wie in der Rolle, die den "​Kleinen"​ zugewiesen wird (Log. 46). Auch Parallelen zu dem Liber Graduum seien erwähnt. Die in diesem Zusammenhang sich stellende Frage nach dem Verhältnis des Thomasevangeliums zu dem 
-[[Diatessaron]] ist nach Menard und G. Quispel so zu beantworten,​ dass beide Texte im gleichen syrischen Milieu entstanden sind und auf gleiche syrische Vorlagen zurückgegriffen haben. Inwieweit man dabei eine gemeinsame judenchristliche Tradition als Grundlage annehmen kann, ist umstritten.+Diatessaron ist nach Menard und G. Quispel so zu beantworten,​ dass beide Texte im gleichen syrischen Milieu entstanden sind und auf gleiche syrische Vorlagen zurückgegriffen haben. Inwieweit man dabei eine gemeinsame judenchristliche Tradition als Grundlage annehmen kann, ist umstritten.
  
 ==Inhalt== ==Inhalt==
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 Das '​Königreich'​ (das 'Reich des Vaters'​ oder das 'Reich des Himmels'​) ist ein Zentralbegriff des Thomasevangeliums. Dabei wird der Unterschied zu der Predigt Jesu in den synoptischen Evangelien besonders deutlich: die eschatologische Ausrichtung auf die Zukunft fehlt fast völlig. ​ Gewiß ist von "​eingehen"​ oder "​finden"​ die Rede und zwar durchaus in zukünftigem Sinn. Aber diese Aussagen hängen eng mit der Aussage zusammen, daß der Jünger aus dem Reich stammt (Log. 49). Wichtig scheint nur die stark spiritualisierte Gegenwärtigkeit des Reiches zu sein '(Log. 113)'​. ​ Das '​Königreich'​ (das 'Reich des Vaters'​ oder das 'Reich des Himmels'​) ist ein Zentralbegriff des Thomasevangeliums. Dabei wird der Unterschied zu der Predigt Jesu in den synoptischen Evangelien besonders deutlich: die eschatologische Ausrichtung auf die Zukunft fehlt fast völlig. ​ Gewiß ist von "​eingehen"​ oder "​finden"​ die Rede und zwar durchaus in zukünftigem Sinn. Aber diese Aussagen hängen eng mit der Aussage zusammen, daß der Jünger aus dem Reich stammt (Log. 49). Wichtig scheint nur die stark spiritualisierte Gegenwärtigkeit des Reiches zu sein '(Log. 113)'​. ​
  
-Es lassen sich kaum Spuren einer Gemeinschaftsbildung erkennen, und [[ekklesiologie|ekklesiologische]] Gedanken fehlen völlig. Der Zugang zum '​Reich'​ wird den einzelnen, von dem Ruf Jesu Erreichten zugesagt. Es sind die '​Kleinen',​ die '​Einzelnen',​ die '​Einsamen',​ die das '​Reich'​ und damit die '​Ruhe'​ erreichen. ​+Es lassen sich kaum Spuren einer Gemeinschaftsbildung erkennen, und ekklesiologische Gedanken fehlen völlig. Der Zugang zum '​Reich'​ wird den einzelnen, von dem Ruf Jesu Erreichten zugesagt. Es sind die '​Kleinen',​ die '​Einzelnen',​ die '​Einsamen',​ die das '​Reich'​ und damit die '​Ruhe'​ erreichen. ​
  
  
 ===Quellen=== ===Quellen===
-Das Thomasevangelium enthält ohne Zweifel Sammelgut sehr unterschiedlicher Herkunft: neben eigenständigem Material (teils völlig unbekannte Jesusworte, teils  bekannte ​[[Agrapha]]) ebenso viel Material aus sämtlichen Schichten von Evangeliums-Traditionen,​ aus Markus, aus den Parallelen von Matthäus und Lukas, aus dem Sondergut von Matthäus und von Lukas und aus dem Johannesevangelium. ​+Das Thomasevangelium enthält ohne Zweifel Sammelgut sehr unterschiedlicher Herkunft: neben eigenständigem Material (teils völlig unbekannte Jesusworte, teils  bekannte Agrapha) ebenso viel Material aus sämtlichen Schichten von Evangeliums-Traditionen,​ aus Markus, aus den Parallelen von Matthäus und Lukas, aus dem Sondergut von Matthäus und von Lukas und aus dem Johannesevangelium. ​
  
-Manche Autoren unterscheiden die Logien auch danach, ob sie in Form und Inhalt ​[[Synoptische Evangelien|synoptischen]] Charakter haben oder [[gnosis|gnostische]] Sprüche sind und versuchen so, zu einem ursprünglichen Text zu kommen.. ​+Manche Autoren unterscheiden die Logien auch danach, ob sie in Form und Inhalt synoptischen Charakter haben oder gnostische Sprüche sind und versuchen so, zu einem ursprünglichen Text zu kommen.. ​
  
 Man hat sich in der bisherigen Forschung bemüht, sowohl die Abhängigkeit als auch die Unabhängigkeit der Sprüche von den kanonischen Evangelien nachzuweisen. Man hat sich in der bisherigen Forschung bemüht, sowohl die Abhängigkeit als auch die Unabhängigkeit der Sprüche von den kanonischen Evangelien nachzuweisen.
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 Die Mehrheit der Theologen geht davon aus, dass das Thomasevangelium alle vier Evangelien benützt hat, also nach diesen zu datieren ist, da es unwahrscheinlich ist, dass sich alle diese Traditionen unabhängig voneinander aus dem Thomasevangelium bedient haben. Die Mehrheit der Theologen geht davon aus, dass das Thomasevangelium alle vier Evangelien benützt hat, also nach diesen zu datieren ist, da es unwahrscheinlich ist, dass sich alle diese Traditionen unabhängig voneinander aus dem Thomasevangelium bedient haben.
  
-Diskutiert wird auch eine Abhängigkeit vom [[Diatessaron]], das um die Mitte des 2. Jahrhunderts in Syrien entstanden ist.+Diskutiert wird auch eine Abhängigkeit vom Diatessaron,​ das um die Mitte des 2. Jahrhunderts in Syrien entstanden ist.
  
 Einzelne Autoren sehen das Thomasevangelium als als eine Parallelerscheinung zu Q und legen es in die Frühgeschichte der Einzelne Autoren sehen das Thomasevangelium als als eine Parallelerscheinung zu Q und legen es in die Frühgeschichte der
-Evangelienbildung unabhängig von den kanonischen Evangelien oder der [[Logienquelle]] Q.+Evangelienbildung unabhängig von den kanonischen Evangelien oder der Logienquelle Q.
  
-Man hat auch auf die Nähe des Textes zum Schriftgebrauch der gnostischen Gruppe der [[Naassener]] hingewiesen. Nach Hippolyt harmonisierten diese Gnostiker-Texte die kanonischen Evangelien, wie am Beispiel des Gleichnisses vom Sämann aufzuweisen sei. Ähnliches soll auch für das Thomasevangelium zutreffen (vgl. Log. 19, 39 und 45).+Man hat auch auf die Nähe des Textes zum Schriftgebrauch der gnostischen Gruppe der Naassener hingewiesen. Nach Hippolyt harmonisierten diese Gnostiker-Texte die kanonischen Evangelien, wie am Beispiel des Gleichnisses vom Sämann aufzuweisen sei. Ähnliches soll auch für das Thomasevangelium zutreffen (vgl. Log. 19, 39 und 45).
  
 ==Textgeschichte== ==Textgeschichte==
-Bis zur Entdeckung der Schriften von [[Nag Hammadi]] war außer dem Zitat bei Hippolyt vom Text des Thomasevangeliums nichts bekannt. Mit dem Fund der koptisch-gnostischen Bibliothek liegt nun eine [[koptisch|sahidisch]] abgefasste Sammlung von 114 Logien vor, die in der Subscriptio als "​Evangelium nach Thomas"​ bezeichnet wird. Die Einleitung bestätigt den Titel.+Bis zur Entdeckung der Schriften von Nag Hammadi war außer dem Zitat bei Hippolyt vom Text des Thomasevangeliums nichts bekannt. Mit dem Fund der koptisch-gnostischen Bibliothek liegt nun eine sahidisch abgefasste Sammlung von 114 Logien vor, die in der Subscriptio als "​Evangelium nach Thomas"​ bezeichnet wird. Die Einleitung bestätigt den Titel.
  
-In vollständiger Fassung wurde das Thomasevangelium im Winter [[1945]]/​[[1946|46]] in [[Koptische Sprache|koptisch]]er ​Sprache in [[Ägypten]] bei dem Ort [[Nag Hammadi]] gefunden. Sie waren in einem großen Tonkrug als Bestandteil von 13 originalen Papyrusbüchern eingehüllt in Ledersäckchen gefunden worden. Die Bücher kamen nach und nach ins Koptische Museum in Kairo. Ein Codex gelangte zunächst in das C.G. Jung-Institut nach Zürich. Dieser befindet sich heute ebenfalls in Kairo. Der koptische Text des Thomasevangeliums ist eine Übersetzung aus dem [[griechische Sprache|Griechischen]]. Das Manuskript wird auf das späte 4. Jahrhundert datiert.+In vollständiger Fassung wurde das Thomasevangelium im Winter [[1945]]/​[[1946|46]] in koptischer ​Sprache in Ägypten bei dem Ort Nag Hammadi gefunden. Sie waren in einem großen Tonkrug als Bestandteil von 13 originalen Papyrusbüchern eingehüllt in Ledersäckchen gefunden worden. Die Bücher kamen nach und nach ins Koptische Museum in Kairo. Ein Codex gelangte zunächst in das C.G. Jung-Institut nach Zürich. Dieser befindet sich heute ebenfalls in Kairo. Der koptische Text des Thomasevangeliums ist eine Übersetzung aus dem [[griechische Sprache|Griechischen]]. Das Manuskript wird auf das späte 4. Jahrhundert datiert.
  
-Der Codex II von Nag Hammadi, in dem das Thomasevangelium überliefert ist, wird auf ca. 400 datiert. Es ist aber nachweisbar,​ dass die Handschrift eine bedeutend ältere ​[[koptisch]]e ​Vorlage gehabt hat. +Der Codex II von Nag Hammadi, in dem das Thomasevangelium überliefert ist, wird auf ca. 400 datiert. Es ist aber nachweisbar,​ dass die Handschrift eine bedeutend ältere ​koptische ​Vorlage gehabt hat. 
  
-Die griechischen Fragmente wurden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in [[Oxyrhynchus]] (Ägypten), durch Grenfell und Hunt gefunden und später anhand des koptischen Texts identifiziert. Sie werden in das 3. Jahrhundert datiert.+Die griechischen Fragmente wurden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Oxyrhynchus (Ägypten), durch Grenfell und Hunt gefunden und später anhand des koptischen Texts identifiziert. Sie werden in das 3. Jahrhundert datiert.
    
 Bereits 1952 hat H.-Ch. Puech festgestellt,​ dass Teile dieses Evangeliums schon seit längerer Zeit in griechischer Sprache vorlagen, nämlich in den um die Jahrhundertwende gefundenen Oxyrhynchus Papyri 1,654 und 655. Unabhängig von Puech hat G. Garitte ebenfalls diese Zusammengehörigkeit erkannt, hat allerdings sehr weitreichende Folgerungen hinsichtlich des Verhältnisses des griechischen zum [[koptisch]]en Text gezogen, die sich aber als unhaltbar erwiesen haben. Für diese Frage ist zu beachten, dass die Reihenfolge der Sprüche im koptischen Text von der in Pap.Ox. abweicht (Log. 30 und 77 stehen in Pap.Ox. 1 zusammen) und dass es auch im Text gelegentlich Unterschiede gibt (vgl. Log. 5 mit Pap.Ox. 654).  Bereits 1952 hat H.-Ch. Puech festgestellt,​ dass Teile dieses Evangeliums schon seit längerer Zeit in griechischer Sprache vorlagen, nämlich in den um die Jahrhundertwende gefundenen Oxyrhynchus Papyri 1,654 und 655. Unabhängig von Puech hat G. Garitte ebenfalls diese Zusammengehörigkeit erkannt, hat allerdings sehr weitreichende Folgerungen hinsichtlich des Verhältnisses des griechischen zum [[koptisch]]en Text gezogen, die sich aber als unhaltbar erwiesen haben. Für diese Frage ist zu beachten, dass die Reihenfolge der Sprüche im koptischen Text von der in Pap.Ox. abweicht (Log. 30 und 77 stehen in Pap.Ox. 1 zusammen) und dass es auch im Text gelegentlich Unterschiede gibt (vgl. Log. 5 mit Pap.Ox. 654). 
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