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Ludwig II - König von Bayern

hinter-den-schlagzeilen.de_wp-content_uploads_2011_06_ludwigii.jpg König Ludwig der Zweite war homosexuell und verrückt und brachte sich selbst um. Zumindest war dies die Darstellung seiner politischen Gegner die ihn entmündigen ließen um selbst an die Macht zu kommen. Aber was ist wirklich passiert?

Ich bin leider kein Experte in Sachen Ludwigs den Zweiten. Bis also einmal ein Experte hier auftaucht und selbst etwas schreibt, werde ich einfach den Artikel eines Expertens wiedergeben, der die eben zusammengefaßte „offizielle“ Geschichtsschreibung in Frage stellt:

(Aus Epoch Times Deutschland Nr. 8/08) http://www.epochtimes.de/Kunsthistoriker-Wichmann-ueber-den-unnatuerlichen-Tod-Ludwig-II-Teil-1-a241385.html

Ein kleines Stück Leinwand mit drei Gesichtern, die Profilansicht eines Mannes, der seinen schockierten Blick auf einen Toten richtet, aus dessen Mund frisches Blut fließt, daneben ein niedergeschlagener Bärtiger, dem Tränen über die Wange laufen. „Wann ist das Bild entstanden„, hatte der Besitzer des Bildes den Kunstexperten Siegfried Wichmann gefragt. Das war an einem Novembertag im Jahr 1967. Er untersuchte den sonderbaren Fund und fand auf der Rückseite die Namen der Dargestellten - „Schleiss v. L.“, „Ludwig II.„ und „Hornig“. Das Dreier-Portrait, stellte er zweifelsfrei fest, war gemalt von Hermann Kaulbach, dem Maler, der König Ludwig II. in den letzten Tagen seines Lebens begleitet hatte. Oberkonservator Wichmann fotografierte das Bild und archivierte es für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Dann gab er es dem Besitzer zurück.

Die Begegnung mit dem bis dahin unbekannten Bild ließ Siegfried Wichmann seitdem nicht mehr los. Für ihn war klar, dass hier der tote König Ludwig abgebildet war, der gerade von seinen Freunden gefunden worden war. Kaulbach musste die Skizze direkt nach dem Fund der noch nicht erstarrten Leiche im Abendlicht des 13. Juni 1886 angefertigt haben, in dem er den Malkasten, den er stets bei sich zu tragen pflegte, auf den Bauch des Toten stellte und ihn in liegender Perspektive portraitierte.

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Wichmann musste beim Anblick des blutgefüllten Mundes von Ludwig II. an den Lungendurchschuss denken, den er selbst als junger Soldat an der Eismeerfront erlitten und überlebt hatte. Er begann, die bis heute propagierte Geschichte - vom Ertrinkungstod des Königs durch Selbstmord im Starnberger See, - in Frage zu stellen. Heute geht er von folgender Version aus: Ludwig wurde am Ufer des Starnberger Sees von einem unbekannten Schützen mit zwei Lungenschüssen ermordet. Mittäter Psychiater Bernhard v. Gudden, der den König zum Tatort geführt hatte, wurde von den Unterstützern Ludwigs überrascht, als er dabei war die Spuren zu verwischen. Er fing mit ihnen einen Kampf auf Leben und Tod an, indem er erdrosselt wurde. „Sie wollten eigentlich dem König zur Flucht verhelfen, Löwenfeld, im Boot mit den beiden Stallmeistern Hornig und Kaulbach. Sie kamen einfach fünf Minuten zu spät…“ erklärt Wichmann.

Der Tod des Königs markierte das Ende einer Tragödie, die sich über zwanzig Jahre hingezogen hatte. Eine intrigierende Gruppe von Ministern, die den König beseitigen wollte, hatte ihn - als einen völlig gesunden Menschen - in die Enge getrieben, für geisteskrank erklären lassen, seiner Regierungskompetenzen beraubt und gefangen genommen. Nach dem Mord wurde alles unternommen, um das Verbrechen zu vertuschen und als Selbstmord darzustellen, vom pompösen Staatsbegräbnis bis hin zu posthum erdichteten Lügen über Ludwigs Person und geistige Verfassung.

Könige lebten gefährlich am Ende des 19. Jahrhunderts, es war eine Epoche, in der sich Attentate auf gekrönte Häupter häuften: Kaiser Maximilian von Mexiko war 1867 hingerichtet worden. Zar Alexander II. Starb 1881 durch ein Attentat. Queen Victoria entkam mehreren Anschlägen, Kaiserin Sisi von Österreich wurde 1898 erstochen. Für Prof. Wichmann ist König Ludwig II. ein weiteres, tragisches Beispiel in dieser Reihe. Besonders schmerzt ihn, dass seine damaligen Widersacher eine Schädigung seines Ansehens bewirken konnten, die bis heute verhindert hat, dass Ludwigs überragende Verdienste um die europäische Kultur uneingeschränkt gewürdigt werden.

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Wichmann stammt selbst aus einer Familie von Künstlern. Die Leidenschaft für Kultur und Kunst wurde sein Lebensinhalt. Seine Begeisterung für die Vielfalt der Welt führte ihn bis nach Japan und Kanada, wo er mehrere Jahre lebte. Er lehrte Kunstgeschichte in Karlsruhe, arbeitete an den Münchener Pinakotheken, betreute unzählige Ausstellungen im In- und Ausland, und gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

In seinem Haus in Starnberg erzählte der 87-jährige der Epoch Times-Reporterin Rosemarie Frühauf von seinem Leben, seiner Forschung und seiner „schicksalhaften Beziehung„ zu Ludwig II.

„Ich bin ja noch Soldat gewesen mit neunzehneinhalb Jahren, wurde an der Eismeerfront sehr schwer verwundet, und die Verletzung war unglaublich. Jedenfalls war ich so schwer lädiert, dass ich einen ähnlichen Durchschuss hatte wie der König. Das ich heute so ein wilder Arbeiter bin, hängt damit zusammen, dass ich mich beruhigen muss. Ich wäre beinahe gestorben und konnte doch leben. Darum weiß ich, was Lungenblut im Mund bedeutet.“

Obwohl er sich persönlich so stark mit dem Bild des Toten identifizierte, bewahrte sich der Historiker Wichmann den akribischen Umgang mit den Fakten. So findet Wichmann die intensive Erforschung aller verfügbaren Quellen unverzichtbar, weshalb er mit seinen Erkenntnissen über Ludwigs Tod erst nach 28 Jahren Recherche an die Öffentlichkeit trat. Diesen unbestechlichen Blick vermisst er in der heutigen Ludwig-Forschung oft. Besonders heikel gestaltet sich die Suche nach der Wahrheit auch deshalb, weil die Adelsfamilie der Wittelsbacher, aus der Ludwig II. stammte, bis heute die öffentliche Wahrnehmung der Person Ludwigs und seiner Biographie nach ihren Absichten zu beeinflussen versucht. Laut Wichmann sind so genannte Dokumentationen wie „Der Tod König Ludwig II. von Bayern„ von Wilhelm Wöbking, vor diesem Hintergrund kritisch zu betrachten:

„Das neue Buch von Wöbking ist von den Wittelsbachern herausgegeben worden. Er hat ganze Teile aus dem Forschungsbereich einfach weggelassen. Zum Beispiel passte der Schleiss von Löwenfeld überhaupt nicht in sein Konzept - das war wohl angeordneter Wille. Ich habe sein Buch mit Absicht mehrfach zitiert, dadurch konnte ich auf die riesigen Weglassungen hinweisen, die ungerecht, unhistorisch und damit nicht stimmig sind.“

„Als ich in Japan war, bin ich mit vielen Menschen zusammengekommen. Als sie mir ihre Wohnung zeigten, hingen da meist fünf, sechs großformatige Fotografien der Königsschlösser. Wie kommt es, dass die Asiaten so eine Neigung zu Ludwig II. haben? Das hängt damit zusammen, dass Ludwig II. ein hochbegabter, unglaublich fantasiereicher Mann war.„

„Man muss sich mal vorstellen was ihm alles angehängt wurde an unmöglichen Dingen! Die Gegnerschaft des Königs wurde von der Gosse her aufgebaut. Das waren die Stallknechte vom Grafen Holnstein, dem obersten Stallmeister, 86 Stallknechte untersten Bildungsniveaus. Die wurden alle vom Oberstallmeister angewiesen, Zettel abzugeben mit den furchtbarsten Beschreibungen des Königs. Diese Informationen gingen dann an die Reichsräte, die entscheiden mussten ob der König nun gesund oder irrsinnig sei - aufgrund dieser Zettel!

Und warum hat Holnstein dass getan? Er hasste den König, weil dieser ihm nachgewiesen hatte, dass er ihm Geld entwendet hatte.“

Über den Anführer der Verschwörer, Johann Freiherr von Lutz, sagt er:

„Der Lutz war im Grunde nichts anderes als ein sehr schwacher Politiker, immer wenn seine Schwäche so groß war, dass er nicht weiter regieren konnte, benutzte er die Güte des Königs oder machte niedrigste Polemik gegen ihn, um von seinem eigenen Versagen abzulenken. Das war ein Ungeheuer, der Lutz! Der Lutz führte mit Holnstein eine Bande. Er hatte die Leute zu Nachtgesprächen eingeladen und machte ihnen die tollsten Versprechungen. Mit in dieser Tötungsgruppe war auch der Freyschlag von Freyenstein. Da habe ich mir ja sehr den Mund verbrannt, dadurch das ich ihn nannte, er war im Grunde der Mann, der den Prinzregenten Luitpold vertrat. Der Prinzregent war ein ehrlicher bayerischer Jäger. Bismarck war auch ganz zufrieden, dass dann auch der Prinzregent gewonnen wurde, aber immer über diesen Freyschlag, der ein sehr unsympathischer Mensch war…„

Wichmann sieht die Problematik Bayerns im preußisch regierten Deutschen Kaiserreich an dem von außen aufgezwungenen Linksruck der Politik, mit dem sich Ludwig konfrontiert sah:

„Die Gegenregierung war schlecht angelegt. Man verstand das Bayernland nicht. Bayern war nicht liberal, es gab hier keine Großgrundbesitzer, und der preußische Liberalismus konnte nicht funktionieren. Es waren alles fromme Kleinsiedler, die zu Gott schrieen und ein enges Verhältnis zur Religion hatten. Und das hatte ja auch Ludwig. Der Ludwig II war ein religiöser Mensch.“

Und indem er auf die dem König nachgesagte Homosexualität zu sprechen kommt, fügt er hinzu: „Ich will das hier nicht ausbreiten - aber der König hatte unwahrscheinliche Zweifel, er litt daran! Wenn Sie die privaten Briefe lesen, dann sehen Sie, wie er sich mit diesem Problem auseinandersetzen muss, und welche Leistungen er erbrachte, trotz dieser Anfeindungen solche fantastischen Dinge zu bauen.„

„Ich habe zum ersten Mal nachgewiesen, dass er auch islamische Kalligraphie geschrieben hat - in einer perfekten Art und Weise. Er hat in seinen Schriftduktus diesen Schwung der islamischen Kalligraphie eingebracht.

Als der König 1867 auf die Weltausstellung ging, hatte er die Bewegung in der Welt kennen gelernt - Ostasien, Südamerika - er war ein unglaublich aufgeschlossener Mann. Ludwig II. war der beste Kenner der Weltausstellungen. Woher hatte er diese Kräfte? Er war ein genialer Mann, er wird heute völlig falsch dargestellt.“

Auf die Frage, warum er bis heute falsch dargestellt werde und ob dieser Rufmord Folge des Mord-Komplotts sei, antwortet Wichmann nachdenklich:

„Das habe ich mich auch oft gefragt. Auf Grund meiner sehr langen Erfahrung bei der Bearbeitung dieses Themas, würde ich sagen, das ist eine Folge der politischen Situation, die natürlich unterteilt ist in eine politische und menschliche Situation. Man hat diese Gruppierung nie richtig zusammen bringen können. Bei Wöbking finden Sie dreihundert Seiten über das Ausmaß dieser „Homosexualität„, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Die Vorwürfe dieser Personen hat man nach dem Tod des Königs ständig, ständig hochgepeitscht. Und das bringt der Wöbking auch. Wenn ich diese Seiten so lese, wundert mich, dass die nichts anderes gefunden haben an diesem begabten Mann.“

Zu seinen eigenen Forschungsergebnissen wurde er durch einige ganz „unwahrscheinliche„ Zufälle geführt, die ihn heute noch Erstaunen lassen…

„1967 habe ich dieses Bild gesehen, dass ich mich so bewegt hat, dass ich es unbedingt vergessen wollte, weil es mich zu sehr an mein eigenes Leben erinnerte. Ludwig II. hat zwei Lungenschüsse bekommen, ich selbst habe mich in so einer Situation wie der tote König befunden. Auf der Flucht vor dem Bild kam es mir sehr gelegen, dass ich 1968 den Auftrag erhielt, die riesige „Weltkulturen“ Ausstellung anlässlich der Olympischen Spiele 1972 zu machen, die mich fünf Jahre lang beschäftigen sollte. 1982 fand ich dummerweise den Nachlass vom Schleiss von Löwenfeld und kaufte ihn auf einer Versteigerung in Köln; er hat soviel gekostet wie ein Eigenheim, nur so konnte ich ihn erwerben. Insgesamt waren 36 Bieter da, auch Franz von Bayern und das Geheime Hausarchiv der Wittelsbacher, die wollten das alle kaufen. Ich bin ja nicht hingefahren, sondern habe am Telefon geboten. Und die hat immer in den Hörer gerufen: „Bieten Sie noch?„ Und ich antwortete: „Ich hab noch nichts gesagt. Ich biete noch!“ Die dachten, das ist ein Verrückter, der gibt nicht nach… und dann hab ich´s bekommen.„

Sein Spürsinn und die immense Investition erwiesen sich als bahnbrechend, als Wichmann im kunstvollen Einband eines Buches, das ein Geschenk König Ludwigs an Schleiss von Löwenfeld gewesen war, Zettel mit Notizen fand, die ihm den Weg für seine weitere Forschung wiesen. Durch eine glückliche Fügung waren sie der Aufmerksamkeit anderer entgangen: Die autobiografischen Notizen von Löwenfelds lieferten Hinweise auf die Ereignisse in der Mordnacht. Sie waren alle in abgekürzter Sütterlinschrift verfasst und damit für Laien unlesbar gewesen… „Das habe ich alles in den USA und Kanada deponiert, damit es nicht weg kommt.“

Was bisher geschah: Die Begegnung mit einer bis dato unbekannten Gemälde-Skizze Hermann Kaulbachs, die den toten König Ludwig II. abbildet, veranlasste Kunsthistoriker Prof. Siegfried Wichman dazu, die wahren Todesumstände des letzten und berühmtesten bayerischen Monarchen zu erforschen. Um Beweismaterial sicherzustellen, kaufte er auf einer Versteigerung im Bieter-Wettstreit mit dem Wittelsbacher „Geheimen Hausarchiv„ den Nachlass von Ludwigs Leibarzt und Vertrauten, Dr. Schleiss von Löwenfeld, für „den Preis eines Eigenheims“.

Die autobiografischen Aufzeichnungen Löwenfelds, verfasst in verkürzter Sütterlin-Schrift, waren für Laien unlesbar. Sie dokumentieren, was am Abend des 13. Juni 1886 am Ufer des Starnberger Sees tatsächlich geschah.

Der 87-jährige Professor erzählt:

„Mein Quellenmaterial kaufte ich 82/83. Da hatte ich das Kaulbach-Bild von 1967 noch ganz deutlich in Erinnerung. Ich hatte das Foto, dass sogar in die bayerischen Staatsgemäldesammlungen eingetragen war. Sie müssen sich mal vorstellen, welche Sicherung das ist - öffentlich! Ich habe das Bild an den Fotografen übergeben, den ich namentlich benennen kann und seine Frau hat dann ins Register eingetragen, wann und wo es aufgenommen wurde; sowas gibt es quellenkundlich so sicher überhaupt nicht mehr.

Ich bin spezialisiert auf die Zeit der 1880er Jahre. Ich schreibe jetzt gerade an einem neuen Buch über Hermann Kaulbach. Darin weise ich rein stilkritisch nach, wie er malte. Ich habe das ganze Leben des Malers Kaulbach durchforstet, weil das in der Ludwig-Forschung noch ganz neu ist, dass der Kaulbach den König begleitete, die letzten Tage mit ihm verbrachte, ihn zeichnete und malte.„

Die sehr persönliche Beziehung zwischen Ludwig II. und Kaulbach habe sich aus dem letzten Bauvorhaben Ludwigs ergeben, der Planung für Schloss Falkenstein. Kaulbach sei vom König mit der Gestaltung der Fresken beauftragt worden, über deren Inhalte sie in intensivem Austausch standen, als die dramatische Entwicklung ihren Lauf nahm, erklärt Wichmann.

Missglückte Flucht

„Sie wollten ja eigentlich den König befreien und ihm zur Flucht verhelfen, der Schleiss von Löwenfeld im Boot mit den beiden Stallmeistern Gebrüder Hornig und dem Maler Kaulbach. Sie kommen einfach fünf Minuten zu spät. An der Stelle wo der König erschossen wurde war der Irrenarzt Bernhard von Gudden, ein Mann der alles wusste. Er war auch informiert, dass der König zu Tode kommen musste. Er hat ihn an die Stelle geführt, wo der Schütze ihn dann umgelegt hat. An einer Ruhebank, zwanzig Meter vom Seeufer gelegen, die Zeichnung hab ich hinzugefügt. Der Schleiss von Löwenfeld war der Leibarzt des Königs gewesen, der war kaltgestellt worden, von dem Gudden, seinem Konkurrent.“

Dr. Maximilian Schleiss von Löwenfeld kannte Ludwig II. von Kindesbeinen an und war 20 Jahre lang sein „Leibchirurg„ gewesen. Noch am 10. Juni 1886, dem Tag nach der Entmündigung des Königs, telegrafierte er an die Allgemeine Zeitung in München:

„Zur Berichtigung: Von der Existenz eines schweren Leidens welches seine Majestät, Ludwig II. an der Ausübung der Regierung dauernd verhindert, ist durchaus nicht überzeugt Dr. Schleiss von Löwenfeld, Leibchirurg Seiner Majestät.“

Später wurde auch er von der Clique der Königsmörder bedroht und musste seine Aussage dementieren.

Ein Psychiater als Werkzeug der Verschwörer

„Der Gudden hatte mit Ludwigs Bruder Otto I. von Bayern zu tun gehabt, der ja tatsächlich diesen Irrsinn aus der preußischen Linie geerbt hatte, die in Bayern eingeheiratet hatte. Gudden hatte in Fürstenried ein richtiges Zentrum eingerichtet, wo er nachweisen konnte und wollte, wie diese Krankheit des Irrsinns nun Otto erfüllte. Der Ludwig musste daran teilnehmen, denn er wurde ja immer von Gudden darüber unterrichtet. Und dabei fand der König, wie der Gudden ihn ansah, dass er so einen scharfen Blick mit einem unwahrscheinlichen Hintergedanken hatte.

Der Psychiater Gudden war so eitel: Welche Stellung würde er von Freiherr von Lutz bekommen, wenn er der Gruppierung der Verschwörer nachweisen konnte, dass der König auch unheilbar krank war! Der König sollte also durch die Papiere, die die Stallknechte lieferten, so angegriffen werden, dass ihm die Königswürde genommen werden könnte und er in der Öffentlichkeit als „unheilbar krank„ dargestellt werden konnte. Das hatten sie vor.

Bei diesen nächtlichen Konspirationen, den Treffen zwischen Lutz und Gudden in der Amalienstraße, war Löwenfeld teilweise auch dabei - deshalb kann er das berichten. Ohne dass er das wollte, war er mit in diese Tötung einbezogen.“

Durch diese unfreiwillige Nähe zu den Verschwörern wird laut Wichmann erklärbar, warum Dr. Schleiss von Löwenfeld mit den anderen Unterstützern Ludwigs direkt am Tatort eintreffen konnte. „Denn als sie da landeten am Seeufer, um den König abzuholen, damit er fliehen konnte, kamen sie genau zu der Stelle, wo der König niedergeschossen worden war.

„Der Gudden war damit beschäftigt, die Wunde mit Alaun zu schließen, die blutete ja enorm, das durfte ja überhaupt nicht bekannt werden. Der Lutz, der ein ganz gemeiner Kerl gewesen ist, hatte vorher noch gesagt - und das ist auch durch Schleiss von Löwenfeld überliefert: Ein kurzer Tod wäre ihm lieber als eine lange Flucht. Wenn der König geflohen wäre, wäre er nach Österreich gegangen und was meinen Sie, wäre da los gewesen in der Presse! Das wäre ungeheuerlich gewesen in ganz Europa.„

Von langer Hand geplant

„Am Vormittag des Tötungs-Tags ist der Irrenarzt Gudden schon mit dem König den Weg zum Tatort gegangen. Und warum ist er dann am Nachmittag noch einmal mit ihm hingegangen? Dieser Spaziergang war die Generalprobe für das, was am Abend passierte. Er hatte die beiden „Pfleger“, die immer mitgehen mussten, 400 Meter hinter sich gehabt. Als er abends um sechs aufbrach zu diesem entscheidenden Weg, hat er die Pfleger zurück geschickt - er hat sie nicht mitgehen lassen.

Aber wer lenkte die Tötung am Tage in Schloss Berg? Das war der Washington, ein hoher Offizier, der diese Aufgabe hatte und meines Erachtens völlig informiert war, und tat, als wüsste er nicht, was geschehen ist.„

Dafür spricht laut Wichmann auch die Tatsache, dass auf Schloss Berg nach dem Fund der Leichen Ludwigs und Guddens sofort Tragbahren und Leichenabdecktücher zur Hand waren, es war also vorgesorgt worden - nicht nur für einen Toten. Allerdings hatten die Freunde Ludwigs die eigentlichen Planung der Verschwörer mit ihrer Erdrosselung Guddens jäh durchkreuzt. Eilig musste eine alternative Lüge für die Öffentlichkeit ersonnen werden: Die Legende, Ludwig habe zuerst Gudden ertränkt und dann selbst im See den Tod gesucht, wurde vom Grafen Holnstein und Lutz noch in der Mordnacht proklamiert.

„Es ist keiner dabei gewesen dann - da ist eben eine Lücke. Ich schließe mit meiner Forschung eigentlich nur an den Willen, den die Freunde des Königs hatten an“, fasst der Professor seine Bemühung um die Aufklärung des Falles zusammen.

Die Vorahnung des Königs

Die zuerst schleichende, dann immer aggressivere Verfolgung Ludwigs durch seine Feinde, hinterließ bei ihm Spuren, die man bis heute anhand der vielen Portraits des Königs nachvollziehen kann. Professor Wichmann nennt hier die Arbeiten des Fotografen Joseph Albert besonders eindrucksvoll.

„Es hat bisher noch kein Kunsthistoriker den Versuch gemacht, die 40jährige Schilderung dieses Königs durch den Fotografen Albert zu untersuchen; ich habe in meinem Buch gezeigt, wie er am Schluss eigentlich schon tot war. Mein ganzer Aufsatz mit dem Hermann Kaulbach, und dem Schloss Falkenstein zeigt ja ganz deutlich, wie die ganze Situation ablief und der König schon bereit war, zu sterben, sonst hätte er diese Ruine Falkenstein gar nicht gekauft. Er wollte da eigentlich eine Erinnerungsstätte für sich selbst, weil er einfach aus diesem Todesgeschehen nicht herauskam.„

Lügen und Erniedrigung

„Diese ganze Entwicklung war so brutal gewesen, dass man sie kaum darstellen kann und es war nicht anderes als eine Verschwörung gewesen, eine echt Verschwörung.

In der Gruppe der Feinde stand Minister Lutz an erster Stelle, dem man nachweisen kann, wie zufrieden er war, dass der Gudden auch noch umkam, weil er dann einen Zeugen weniger hatte.

Außerdem war noch eine ganze Menge Minister beteiligt, Handlanger aller Art, zum Beispiel der Staatsrat Pfitzermeier, der später den Schleiss von Löwenfeld gezwungen hat, zu sagen, dass der König ganz krank gewesen sei.“

„In jedem Fall war die Brutalität mit der der König gefangen genommen, mit der er gegriffen wurde und welche Schmerzen er dabei hatte - das war alles ungesetzlich gewesen. In der Zeit wäre das bei einem ganz normalen Ablauf von einem Vergehen überhaupt nicht möglich gewesen, solche Isolierungen durchzuführen. Dass er abgeführt wurde, dass er belauscht wurde mit Gucklöchern in den Türen, dass ihm morgens die Kleidung nicht gegeben wurde - ihm wurde klar gemacht, dass er ein Gefangener tiefsten Ranges war und das muss man sich mal bei der Gestalt dieses Mannes vorstellen…„

„Der König ist ein ganz anderer Mann, als wie er in den Schmutz gezogen wurde. Das finde ich so ekelhaft, wie man ihn in die Gosse herunterbrachte. Ich muss sagen, die Asiaten haben den König immer besser verstanden als die nachfolgenden Europäer. Sie haben ihn viel ehrlicher und menschlicher gesehen. Diese Verkitschung, die heutzutage passiert, ist ein Jammerspiel und nicht im Sinne dieses Mannes, der ganz andere Ziele hatte…“

Offenherzig, zielstrebig und inspiriert von der Vielfalt der Welt: Zu seiner Zeit war König Ludwig II. von Bayern eine Ausnahme-Persönlichkeit. Sein schillerndes Leben, das von Verleumdung überschattet worden war und durch Mord sein Ende fand, muss dringend richtig betrachtet werden, findet Siegfried Wichmann, denn laut ihm lebte und wirkte der engagierte Monarch vor allem für seine Mitmenschen.

Mit leuchtenden Augen beschreibt der 87-Jährige das Lebensgefühl von damals, als wäre er selbst dabei gewesen: „Wenn ich an die Weltausstellung von 1851 in London denke, wo es mit riesigen Eisenkonstruktionen möglich wurde, die Bäume einfach in die Architektur mit einzubeziehen - die Euphorie und Fantasie waren enorm. Das war ein plötzlicher Aufbruch in der Bevölkerung. Als Ludwig 1867 in Paris auf der Weltausstellung war, kaufte er islamische Kalligrafie und Architekturentwürfe.

Was das für ein unglaublich beweglicher Mann war, der da acht Tage von früh bis spät in der Weltausstellung unterwegs war. Welche Intelligenz, Kraft und Möglichkeiten er hatte, die Leute zu begeistern! Der König war der beste Kenner der Weltausstellungen; auch wenn er sie nicht selbst besuchen konnte, hat er sie alle anhand der Kataloge mitverfolgt.„

Mit Ludwigs Schlössern nahm diese Inspiration Gestalt an

„Er wollte mehr als nur Spaßvergnügen“, erklärt Professor Wichmann. „Das erstaunliche ist, dass er ganz neue Bautechniken eingeführt hat. Die Weltausstellungen konnten nur mit Riesenbauten und neuen Techniken durchgeführt werden. Der König hat ganz neue Elektrifizierungen und Farben entwickelt. Die Bürger lebten auf, indem sie nun alles selbst erwerben konnten, was sich die Könige früher erworben hatten. Diese neuen Lebensformen anzustreben und in ihnen auch zu leben, dass hat keiner so verstanden wie der König. Er baute überall Erfindungen ein, die er auf den Weltausstellungen wahrgenommen hatte; er hat die Neuzeit technisch gebündelt und in die Bauten des 14. Jahrhunderts einbezogen.„

Neben den täglichen Regierungsgeschäften und seinen großen Bau-Projekten fand Ludwig noch Zeit für Spezialgebiete, die mehr als Hobbys waren: „Als er in der Residenz seinen Wintergarten ausbaute, was hat er da allein mit der Vogelzucht gemacht. Er war auch einer der ganz großen Reiter seiner Zeit. Was diesen Mann alles beschäftigte: Er hat die Pferde seiner Zucht selbst geritten und sehr genau verstanden, welche Pferde besonders leistungsfähig waren, wenn er dann nächtliche Ausritte unternahm.“

Ludwigs Haus auf dem Schachen, das in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen als so genanntes Schweizerhaus ganz in Holz errichtet worden war, galt als ein beliebtes Ausflugsziel. In farbenprächtigem orientalischem Ambiente, erzählt der Professor, trank er dort mit seiner ganzen Mannschaft Tee: „Wenn er mit den obersten Stallmeistern da gewesen ist, dann musste einer islamische Sentenzen über Reiter vorlesen. Dieses Mitteilnehmenlassen seiner Mitarbeiter war großartig. Das geht weit über das hinaus, was wir heute darunter verstehen.„ Und mit einem Schwenk zu seinem eigenen Wirken, fügt er verschmitzt hinzu: „Mein Ziel an der Hochschule war auch immer, die Leute an der Forschung teilnehmen zu lassen und nicht die Information einfach nur rauszublasen und die Studenten zu verunsichern…“

Doch zurück zu Ludwigs Regierungs-Stil, den er laut Wichmann betrieb, „ohne das Geld rauszuschleudern. Den Maurischen Kiosk im Park von Linderhof in der Nähe von Neuschwanstein hatte er ja schon 1867 in Paris gesehen, Als er ´78 erfuhr, dass der Besitzer Pleite gemacht hatte, kaufte er ihn für 10.000 österreichische Gulden und baute ihn aus. Bis heute ist er das Wohlgefallen der Besucher, mit einem „Ah!„ gehen sie rein und mit einem „Oh!“ wieder raus. Noch stärker war es zu jener Zeit, weil die Leute alle teilhaben durften, der König ließ sie teilnehmen und damit war er wirklich ein Vater dieses Landes. Und er beschenkte sie unglaublich. Den Baumeistern und alle, die ihm nahe standen, hat er solche Schmuckbände machen lassen, weil er sich derartig gefreut hat.„ (Das waren leere Bücher mit Prachteinband, die als Tagebuch oder Gästebuch zu verwenden waren. Der Band, in dem die Aufzeichnungen von Löwenfeld versteckt waren, war genau so ein Buch.) Aber warum hat die Familie der Wittelsbacher diesen König so anheim gegeben? Diese Frage konnte der Professor bis heute nicht klären. War es aus Neid? Eins ist klar: Die Geschichte Bayerns wäre ohne Ludwig II. anders verlaufen.

„Die Prinzregentenzeit war eine enorm bewegte Zeit mit ganz neuen künstlerischen Entwicklungen. Das konnte nur geschehen, weil der Ludwig II. ein ganzes Heer von Handwerkern aller Sparten herangezogen hatte: Vergolder, Schnitzer, Gartenarchitekten… Es gab nichts in dem ganzen Arbeitsablauf, wo er nicht Leute herangeholt und ausgebildet hatte. Schauen Sie sich mal die Schlösser an, wie aufwendig, mit wie viel Fantasie und wie sie auch statisch gebaut sind. Die fantastischen Säle mit diesen Kronleuchtern, das hätte er doch nie machen können, wenn er nicht die Leute gehabt hätte.“

Dass Ludwig II. mit dem Bau seiner Schlösser den Staatshaushalt ruiniert hätte, ist laut Wichmann eine typische Legende, wie sie posthum von seinen Gegnern verbreitet wurde: „Diese 800 Millionen, die man ihm zur Last legt, sind aus dem Privatvermögen des Königs in vier Jahren abgedeckt gewesen.„ Was bedeutet, dass er die Schlösser eben doch selbst bezahlt hat. Außerdem glaubt Wichmann, dass der König von seinen Gegnern finanziell künstlich eingeengt worden war. Inwiefern seine Investitionen sich als Segen für die nächste Generation von Handwerkern ausgewirkt haben, wäre ein ganz neuer Forschungsaspekt: Ohne die kulturelle und künstlerische Basis, die Ludwig aufgebaut hatte, wäre die Prinzregentenzeit kein Erfolg geworden, befindet der Professor.

„Der König war ein genialer Mann, und das habe ich dargestellt. Und ich glaube auch, dass die Wittelsbacher noch begreifen werden, was sie an diesem König hatten, wenn er erst neu und richtig betrachtet wird. Und da, würde ich sagen, sind uns die Asiaten Freunde, die so etwas auch in seiner inhaltlichen Bedeutung entdecken können. Was ich vor allem an den Japanern so großartig finde, das ist die echte Bewunderung, die ein Volk haben kann durch die Einweihung in die Fantasiekraft.“ Bei seinem mehrjährigen Japan-Aufenthalt hatte er selbst die weit verbreitete Begeisterung der Japaner für Ludwig II. kennen gelernt.

Die herausragende Bedeutung der Schlösser, in denen Raum für Raum europäische Stilgeschichte nachvollzogen wird, sieht Wichmann als Kunsthistoriker „in dem historischen Ablauf, der da in optische Präsenz umgewandelt wurde!„ Aber dahinter steht für ihn noch eine größere Idee: „Es wurde ein ganz neues Verständnis entwickelt, wo der Bürger nun selber entscheiden kann, welche Lebensform er wählt. Der König gibt dem Volk dadurch auch eine neue Lebensform. Die Bedeutung von Ludwig II. liegt darin, dass er den Stil der Könige aufrichtig vertrat und sich bemühte, Herr des Stoffes, vornehmlich auch in geistiger Beziehung zu werden. Wenn Sie geistige Beziehungen weitergeben wollen, da müssen Sie schon eine Ausstrahlung haben! Der König war der Mann der Weitergabe eines besseren Lebens. Und er hat gezeigt, dass die geistige Führung eines Monarchen nicht wie im Sowjet-Sinne eine ganz gefährliche ist, sondern dass jeder der dem nachstrebt, in diese Lebensformen eintreten darf und kann.“

„Wenn man die Bevölkerung heutzutage immer einschüchtert und ihr jeden Abend in den Nachrichten erzählt: „Ihr werdet entlassen„, was ist das für eine brutale Gemeinheit! Wir müssen uns von den heutigen Beurteilungs- und Wertmaßstäben lösen und verstehen, dass die Leistung der monarchischen Absichten des Königs der Massenkunst und dem Ziel des Gesamtkunstwerkes entgegen kamen. Das finde ich einfach großartig, dass man daran dachte, dass sich der allgemeine Bürger erheben kann, wenn er es möchte.“

Über Prof. Siegfried Wichmann und seinem Buch über Ludwig den II.:

Prof. Siegfried Wichmann war jahrzehntelang für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und an den Münchner Pinakotheken tätig. Er lehrte an mehreren Hochschulen und wirkte international u.a. in Japan und Kanada. Der 87-jährige Kunsthistoriker lebt heute in Starnberg.

28 Jahre intensive Forschungsarbeit und einige „unwahrscheinliche Zufälle„ führten den weltweit anerkannten Kunstexperten Prof. Siegfried Wichmann zu seinen Erkenntnissen über Leben und Sterben König Ludwigs II. von Bayern. Seine Annäherung an die historischen Tatsachen veröffentlichte er 2007 im Selbstverlag unter dem Titel: „Die Tötung des Königs Ludwig II. von Bayern“ „Das Anliegen des Autors bestand nicht nur in der Schilderung der Vorbereitung und Tötung. Denn trotz Mord und Freiheitsberaubung bleibt König Ludwig II. in diesem Buch der internationale Planer, der Erfinder und schöpferische Mäzen, denn er war der Forscher im Bereich der europäischen Kulturen, er war absoluter Kenner der Weltausstellungen seines Jahrhunderts, er sammelte und schrieb islamische Kalligrafie, er blieb ein überragender Staatsmann und führte das Land der Bayern mit sicherer Hand.“ (aus Siegfried Wichmanns Buch „Die Tötung des Königs Ludwig II. von Bayern„, erschienen 2007 im Selbstverlag. Das Buch ist für 75 Euro erhältlich (ISBN 978-3-00-022234-4).

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